Herzlich Willkommen auf Büchermeer! Dieser Blog existiert seit Oktober 2014 und wird seitdem manchmal mehr und manchmal weniger intensiv - aber immer mit viel Liebe - geführt! Ich bin Julia - 21 Jahre alt und vor zwei Jahren auf der Reise durch die Eskarpaden des Bildungssystems in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel an der Ostsee gelandet. Während meinen Busfahrten zur Uni (und wieder zurück nach Hause) begleiten mich das gedruckte und digitale Wort fast immer. Auf meinem Blog versuche ich, durch Rezensionen regelmäßig über meine Leseerfahrungen zu berichten. Du willst mehr von mir erfahren? Kein Problem! Dann klicke doch einfach hier! Ach ja: man findet mich übrigens auch auf Instagram, wo es allerhand zu sehen gibt. ;)

Nick Hornby - Slam



Klappentext
Sam, Sohn einer 32-jährigen Mutter, ist ein besessener Skateboardahrer. Seine Bibel ist die Autobiographie des berühmten Skaterboarders Tony Hawk, die für alle Lebensfragen das richtige Zitat bietet. Selbst als sich Sam in Alicia verliebt, läuft alles wie am Schnürchen - die beiden kommen tatsächlich zusammen. Doch dann droht die Glückssträhne zu reißen, denn Sam muss Angst haben, dass Alicia schwanger ist: Da mit der Angst zu leben immer noch besser ist, als zu wissen, dass die schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden sind, nimmt Sam erstmal Reißaus. 

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 17.01.2008
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462039658

Rezension
Über Nick Hornby kann man sich durchaus streiten - ich kenne einige, die ausgewählte Romane von ihm in der Schule lesen mussten - und ein entsprechendes Bild von seinen Werken haben. Schon angewidert den Kopf schütteln, wenn sie seinen Namen nur hören oder lesen. Was meinen Verdacht eigentlich nur noch bestätigt: Bücher und Autoren, die man in der Schule kennenlernt, sind direkt negativ vorbelastet, mit Zwang und Arbeit verbunden und man lernt den wahren Wert einer Geschichte nicht wirklich kennen. Warum dieser kleine Ausflug in meine Gedankenwelt bezüglich Schullektüren? Weil genau dies auch meine Gedanken waren. Meine damalige Parallelklasse musste sich mit der Lektüre About A Boy quälen und ich hörte lauter negative Berichte darüber, sodass ich vor meinem ersten Hornby (A Long Way Down) wirklich keine großen Erwartungen hatte. Allerdings scheint mich dieses Buch offensichtlich überzeugt zu haben, sodass ich mich nun an ein zweites gesetzt habe. Slam.

Nach allem, was man im Klappentext erfährt, müsste dieses Buch eigentlich das typische Jugendbuch sein - ein Schwangerschaft im Teenageralter, ein Hobby, das klischeehafter nicht sein könnte und ein junger Mann, der von seinem Leben überfordert ist. Doch eigentlich kommt alles ganz anders. Die erste Besonderheit ist, dass Sam rückblickend von den Ereignissen erzählt. Sie liegen über zwei Jahre zurück. Das Buch wurde aus der Ich-Perspektive geschrieben, was dem Leser natürlich einen sehr guten Eindruck vom Gefühlsleben des jungen Mannes gibt. Ebenso besonders ist, dass Sam sehr gut reflektieren kann, was während der Geschehnisse in ihm vorging - mittlerweile ist er schließlich älter und reifer geworden, kann sein Handeln und sein Denken teilweise erklären, sodass der Leser nicht ratlos zurückbleibt. Ebenso interessant ist, dass Sam mit seinem "Zuhörer" quasi diskutiert. Unausgesprochene Fragen explizit aufgreift und auf diese kurze, präzise Antworten gibt. Hornby weiß, was in seiner Geschichte unausgesprochen bleibt und er weiß auch, wie er diese Lücken elegant vom Tisch räumen kann.

Aber zurück zum Thema "Jugendbuch": natürlich spricht der Klappentext eher jüngere Menschen an, kann jedoch auch Lehrbuch für eine "ältere" Generation werden. In allererster Linie begleitet man Sam durch ein Leben, das vollkommen planlos ist - bis zur Schwangerschaft seiner Freundin Alicia. An diesem Punkt wird sein Leben, ganz zweifelsfrei, noch planloser. Eines lernt der Leser: auch, wenn es sich anfühlt, als habe man sein Leben vor die Wand gefahren, kann und muss man etwas daraus machen. Es ist in Ordnung, nicht zu wissen, wie man mit einer Situation umgehen soll, solange man auf die Dauer zu sich, seinen Fehlern und seinen Gefühlen steht. Während der Leser Sam begleitet, mag er nicht immer der sympathischste junge Mann zu sein - hier ist eine große Portion Empathie des Lesers gefragt. Man muss verstehen, wie der 15jährige sich fühlt. Zum Glück wird man hierbei vom Protagonisten gut an die Hand genommen.

Hornby ist ein Künstler der Weisheit - und weiß, wie er sie gut hinter seinen Worten verpackt. An manchen Stellen des Buches wird mit Be- und Umschreibungen leider auch sehr übertrieben, sodass mehrere Seiten lang kaum etwas geschieht, während sich bei anderen Passagen die Ereignisse nur so häufen. Es sind nur wenige Stellen, an denen sich das Buch zieht, dennoch dämpfen diese den Lesefluss ein wenig. Im Großen und Ganzen kann man es, dem leicht verständlichen und bilderreichen Schreibstil sei Dank, sehr schnell "weglesen" (aber sicher nicht weglegen!).

Fazit
Ich habe dieses Buch verschlungen und genossen. Für mich waren die kleinen Weisheiten, die hinter Sams Erzählung steckten, die pure Kunst. Diese Geschichte hat meine ganze Aufmerksamkeit gefordert, die ich ihm liebend gerne geschenkt habe. Während mancher Passagen fehlte mir jedoch einfach etwas - was man an anderen Stellen des Buches aber gefunden hat! Für mich war die Handlung einfach nicht besonders konstant, was nichts daran ändert, dass man aus diesem Buch wahnsinnig viele und wichtige Lehren ziehen kann. Für mich ist und bleibt Hornby trotz kurzer Durststrecken ein sehr intelligenter, begabter Autor. Und dieses Buch eines der erfrischendsten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

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