Herzlich Willkommen auf Büchermeer! Dieser Blog existiert seit Oktober 2014 und wird seitdem manchmal mehr und manchmal weniger intensiv - aber immer mit viel Liebe - geführt! Ich bin Julia - 21 Jahre alt und vor zwei Jahren auf der Reise durch die Eskarpaden des Bildungssystems in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel an der Ostsee gelandet. Während meinen Busfahrten zur Uni (und wieder zurück nach Hause) begleiten mich das gedruckte und digitale Wort fast immer. Auf meinem Blog versuche ich, durch Rezensionen regelmäßig über meine Leseerfahrungen zu berichten. Du willst mehr von mir erfahren? Kein Problem! Dann klicke doch einfach hier! Ach ja: man findet mich übrigens auch auf Instagram, wo es allerhand zu sehen gibt. ;)

John Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Klappentext
"Krebsbücher sind doof", sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander - trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod.


Rezension
Ich muss zugeben - auf den Zug dieses Buches bin ich erst relativ spät aufgesprungen. Um 'Krebsbücher' mache ich für gewöhnlich eher einen großen Bogen, da ich mit diesem Thema nicht wirklich gut umgehen kann. Mit John Green habe ich mich zuvor bereits auseinander gesetzt, da ich wenige Wochen vor "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" bereits "Eine wie Alaska" gelesen habe. Das Jugendbuch hat mich so überzeugt, dass ich mich dann schließlich doch an die Geschichte von Hazel und Augustus gewagt habe, ohne wirklich etwas über sie zu wissen. Mir war nur bewusst, dass Hazel Krebs hat. Nicht einmal den Klappentext kannte ich. Hätte ich ihn gekannt, und da bin ich mir sicher, dann hätte ich dieses Buch nicht gelesen - eine Liebesgeschichte innerhalb eines so ernsten Themas. Eine tödliche Krankheit und die Verwirklichung jugendlicher Träume. Das passt für mich einfach nicht zusammen.

Schon nach wenigen Seiten spürt der Leser: Dieses Buch ist kein Krebsbuch. Es setzt sich nicht direkt mit dem Thema Krebs auseinander. Zwar schweben die Krankheit und der Tod stetig wie ein schweres Gewicht über der Geschichte, doch sie stehen bald nicht mehr im Mittelpunkt, ziehen den Leser nicht herunter, sondern ermöglichen fast schon ein distanziertes Auseinandersetzen mit Krebs. Man erwischt sich selbst und die beiden erkrankten Charaktere dabei, das Thema in den Hintergrund der Gedanken gerückt zu haben - zwar nur für kurz, doch es passiert. Man lernt etwas sehr, sehr wichtiges: Der Krebs muss nicht der Mittelpunkt des Lebens sein, wenn man ihn nicht dazu macht. Und das ist auch vollkommen in Ordnung so.

John Green hat mit Hazel und Augustus zwei unheimlich intelligente, jugendliche Charaktere geschaffen, die ihr Leben in vollen Zügen ausschöpfen. Hazel hat akzeptiert, dass sie krank ist und sterben wird. Ändern tut das für sie kaum etwas. Sie ist ein normales, junges Mädchen, das ein für sie normales Leben führt. Die Sauerstoffflasche, die sie in jeder Minute ihres Lebens mit sich nehmen muss, ist ein fester Bestandteil ihrer Existenz, an dem sie sich nicht mehr stört. Zwar ist die Sechzehnjährige ruhig, zurückhaltend und eher schüchtern, doch gerade das macht sie zu einem vollkommen gewöhnlichen Mädchen von nebenan. Augustus ist anders als Hazel - offen, direkt und mit einem wunderbar offensiven und sarkastischem Humor. Es ist kein Geheimnis: die beiden verlieben sich ineinander. Man darf sein Leben leben, glücklich und zufrieden, auch, wenn man jung sterben wird.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter lebt von seinen wunderbar liebevoll gestalteten Charakteren, die immer für Überraschungen gut sind. Durch die beiden Jugendlichen finden sehr oft intelligente, fast schon inspirierende Dialoge ihren Weg in die Geschichte. John Green versteht etwas davon, die Nerven seiner Leserschaft zu treffen. Die Ereignisse überschlagen sich, berühren den Leser und wecken die verschiedensten Emotionen. Man weint und man lacht zeitgleich mit Hazel und Augustus, Schmerz, Trauer und Freude werden so greifbar, dass sie für einen selbst real werden. Man ist sich beim Lesen bewusst: Ja, diese Geschichte ist aus dem Leben gegriffen. So etwas gibt es wirklich. Green betont bereits zu Beginn des Buches: Seine Geschichte ist nicht real. Sie ist fiktiv. Auch Elemente, die darin vorkommen, wie beispielsweise ein Mittel, um den Krebs aufzuhalten, sind frei von ihm erfunden - aber das ändert nichts an dem Kern der Geschichte, der existent ist. John Green erzählt unverblümt, er kennt keine Skrupel. Und das macht dieses Buch zu einem der wunderschönsten, die man lesen kann.

Im Laufe der Erzählung sagt Hazel im Bezug auf ihr Lieblingsbuch etwas sehr, sehr bewegendes - dass es Bücher gibt, von denen man jedem erzählen muss. Man MUSS darüber reden. Und man will, dass alle Welt es liest. Man kann nicht zufrieden sein, bevor nicht alle dieses Buch gelesen haben. Das Schicksal ist ein mieser Verräter ist ein solches Buch - man muss darüber reden. Und wenn es nur darum geht, das Gelesene zu verarbeiten und es zu verstehen. Zu verstehen, was ein Buch mit einem anrichten kann. Ganz gleich, ob einem das Buch zusagt, ob man dem Schreibstil etwas abgewinnen kann oder nicht - die Geschichte wird den Leser berühren.

Fazit
Das schrecklichste Buch, das ich jemals gelesen habe? Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Das schönste Buch, das ich jemals gelesen habe? Das Schicksal ist ein mieser Verräter! Ich liebe dieses Buch. Und ich hasse es. Vor dieser Geschichte wusste ich nicht, was eine Liebesgeschichte mit mir anstellen kann. John Greens Roman ist eine Geschichte durch sämtliche Empfindungen, zu denen ein Mensch fähig ist. Man kommt nicht drum herum, sich unendlich viele Fragen zu stellen. Nicht zuletzt, weil das Buch quasi ein offenes Ende besitzt, denn gegen Schluss werden die Bedenken, die man anfänglich hat, nicht mehr aufgegriffen. Die so überraschende Wendung in der Geschichte lässt alles andere vergessen - und am Ende sitzt man da. Irgendwie hilflos und verzweifelt. Aber zugleich auch glücklich darüber, Hazels und Augustus' Geschichte zu kennen.

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