Herzlich Willkommen auf Büchermeer! Dieser Blog existiert seit Oktober 2014 und wird seitdem manchmal mehr und manchmal weniger intensiv - aber immer mit viel Liebe - geführt! Ich bin Julia - 21 Jahre alt und vor zwei Jahren auf der Reise durch die Eskarpaden des Bildungssystems in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel an der Ostsee gelandet. Während meinen Busfahrten zur Uni (und wieder zurück nach Hause) begleiten mich das gedruckte und digitale Wort fast immer. Auf meinem Blog versuche ich, durch Rezensionen regelmäßig über meine Leseerfahrungen zu berichten. Du willst mehr von mir erfahren? Kein Problem! Dann klicke doch einfach hier! Ach ja: man findet mich übrigens auch auf Instagram, wo es allerhand zu sehen gibt. ;)

Sarah Crossan - Breathe - Gefangen unter Glas

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 21.02.2013
Verlag: DTV
ISBN: 9783423760690
Klappentext
Atme, solange du noch kannst! Eine Welt ohne Sauerstoff. Alles scheint tot. Unter einer Glaskuppel gibt es nur wenige Überlebende: Alina, hat sich schon vor Langem den Rebellen angeschlossen, die gegen die Allmacht von »Breathe« kämpfen, und wurde nie gefasst. Bis jetzt... Quinn, will als Sohn eines ranghohen »Breathe«-Direktors eigentlich nur einen harmlosen Ausflug ins Ödland machen. Bis er dort auf Alina trifft... Bea, Tochter eines Bürgers zweiter Klasse, wollte den Trip raus aus der Kuppel nutzen, um Quinn endlich für sich zu gewinnen. Doch dann taucht Alina auf... Die Begegnung mit Alina verändert für Bea und Quinn alles.


Rezension
Atmen ist ein Grundrecht, kein Privileg. Und ich will nichts anderes, als dieses Grundrecht, das uns genommen wurde, zurückerobern. (Seite 7) - mit diesen starken Worten beginnt eine weitere Art von Dystopie, die für Jugendliche ausgelegt ist. Nach Die Tribute von Panem, Die Bestimmung und dem ersten Buch von Die Auserwählten die vierte Geschichte dieser Art, das ich beginne. Ich hoffe immer wieder, eine zu finden, die mich, ähnlich wie Panem, überzeugen kann. Doch was braucht eine solche Handlung? In erster Linie sehe ich es immer als wichtig an, dass die Protagonisten ihre Prioritäten richtig setzen: wer in einer gefährlichen Welt lebt und dem Tode nahe zu sein scheint, bei dem scheint die jugendliche Liebe nicht zwangsweise an erster Stelle zu stehen - ein Punkt, der mich schon bei Die Bestimmung und seinen Nachfolgern sehr störte. Weiter sollte man aus einer Dystopie auch etwas lernen können - immerhin ist sie ein Beispiel einer gefallenen Gesellschaft.

Zu der gegebenen Situation: Ein Ereignis, das "Switch" genannt wird, hat dafür gesorgt, dass der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre auf 4% abgesunken ist. Die Regierung rettete zur damaligen Zeit Ausgewählte, junge Menschen und ließ sie unter einer Kuppel leben, die mit Sauerstoff gefüllt wird. Wer jedoch Aktivitäten wie Sport nachgehen möchte, muss sich zusätzlichen, teuren Sauerstoff kaufen - etwas, das sich nur die sogenannten "Premiums" leisten können, die obere Schicht der Gesellschaft. Möglichkeiten, aufzusteigen, gibt es kaum. Den benachteiligten "Seconds" bleibt durch das Limit an Sauerstoff, das sie legal verbrauchen dürfen, sogar Sex verwehrt.

So viel zum Inhalt - nun zur Gestaltung. Die Handlung wird aus der Perspektive dreier Charaktere erzählt. Quinn, der Sohn eines Vorstands der Firma ist, die Sauerstoff verkauft. Bea, die eine Second ohne Möglichkeit, aufzusteigen ist. Alina, die als Rebellin versucht, die Regierung zu stürzen und anderen Rebellen dabei hilft, ein Leben außerhalb der Kuppel zu ermöglichen. Drei verschiedene Charaktere, drei unterschiedliche Erzählperspektiven - die sich rein sprachlich jedoch kaum voneinander unterscheiden. Meiner Meinung nach ein großes Manko. Unterschiedliche Charaktere bedeuten auch immer ein unterschiedliches Vokabular, unterschiedliche Denkweisen - bei verschiedenen Perspektiven ist eine deutliche Abgrenzung zu den jeweils anderen wünschenswert. In diesem Buch geschieht das nicht. Rein sprachlich gehen die Kapitel fließend ineinander über. Auf der einen Seite hilft es dabei, den Lesefluss nicht zu unterbrechen, auf der anderen erhält man auf diese Art und Weise kein genaueres Bild über den Charakter, sondern muss hinnehmen, dass man nur das von ihm erfährt, was explizit beschrieben wird. Von diesen Informationen ausgegangen, hat die Autoren jedoch drei sehr interessante Charaktere zum Leben erweckt, über die man liebend gerne mehr erfahren möchte.

Das Setting, in dem diese drei Charaktere platziert sind, klingt sehr interessant - die Geschichte rund um den "Switch" macht den Leser gleich darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, Wälder zu erhalten und nachhaltig zu handeln. Menschen können nicht nur im Hier und Jetzt leben, sondern müssen auch an nachfolgende Generationen denken, die auf den Grundlagen unserer Fehler groß werden müssen. Das Leben, wie wir es kennen, liegt in nicht allzu langer Vergangenheit - so waren es erst Alinas Großeltern, die den Switch erlebt haben. Um uns das Ereignis noch näher zu bringen, zu signalisieren, dass es wirklich in unserer Welt, unserem Leben geschieht, wird an einigen Stellen auf uns bekannte Aspekte zugegriffen. So wird beispielsweise in einer Situation Jane Austens Stolz und Vorurteil erwähnt, ein sehr allgegenwärtiger Roman.

Eine Grundlage, aus der man viel machen könnte, bietet dieses Buch allemal. Das Geschriebene ist angenehm, leicht zu verstehen und eine schlüssige Handlung jagt die nächste. Der Nachteil hier ran ist es natürlich, dass die Geschehnisse sehr, sehr vorhersehbar sind. Dennoch möchte man unbedingt wissen, wie es mit Alina, Quinn und Bea weitergeht. Hier und da hatte ich den Eindruck, dass die Autorin es "etwas zu gut" mit ihren Charakteren meinte - aber darüber kann man sich streiten. Auch über den Punkt, ob große Liebesgeschichten wirklich einen Platz in Dystopien verdient haben. Natürlich muss man immer unterscheiden. Auch bei Breathe handelt es sich um eine Geschichte für Jugendliche, die durch Liebesbeziehungen immer viele Leser anziehen. Hier hätte man jedoch darauf verzichten können, was der Geschichte in keinem Fall einen Abbruch getan hätte! Persönlich empfinde ich große Gefühle in Dystopien immer etwas sehr störend, wenn es wichtigere Dinge gibt, um die man sich kümmern müsste.

Fazit
Zumindest eines meiner Kriterien wird auf jeden Fall erfüllt: diese Geschichte bringt den Leser dazu, über seinen Lebensstil nachzudenken. Zumindest ich habe zwischendurch erkannt, dass man den Sauerstoff, den man sekündlich einatmet, nicht als selbstverständlich ansehen sollte. Die geschilderte Situation, ein verminderter Sauerstoffgehalt, ist in der Zukunft nicht auszuschließen. In dieser Hinsicht lernt man also tatsächlich etwas aus dem Buch. Bei meinem anderen Wunsch wurde ich enttäuscht: denn natürlich spielt Liebe eine Rolle, wie schon im Klappentext indiziert. Erleichtert bin ich darüber, dass sie nicht wie in Die Bestimmung die gesamte Handlung beeinflusst. Wenigstens schaffen die Charaktere es noch, rational zu denken und zu handeln! Gerne empfehle ich das Buch den Lesern weiter, die sich von Vorhersehbarkeit nicht stören lassen und eine lockere, jedoch lehrreiche, kleine Dystopie lesen wollen. Dem zweiten Band werde ich mich auf jeden Fall noch widmen.

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